Psychische Gesundheit von Kindern und Jugendlichen in Jena - Maßnahmen und Handlungsbedarf

Jena, 22. Juli 2024 - Die Stadt Jena hat auf die Kleine Anfrage von Stefan Beyer, Mitglied der FDP-Fraktion im Jenaer Stadtrat, zur psychischen Gesundheit von Kindern und Jugendlichen und den Auswirkungen der Nutzung von Smartphones und digitalen Endgeräten geantwortet. Die Antwort zeigt auf, welche Maßnahmen bisher ergriffen wurden und welche Programme zur Förderung der Medienkompetenz existieren.
 

Antwort der Stadt Jena:

Die Stadt Jena hat in den letzten Jahren, insbesondere durch die Corona-Pandemie, zahlreiche Maßnahmen zur Untersuchung und Bewertung der Auswirkungen der Nutzung von Smartphones und digitalen Endgeräten auf die psychische Gesundheit von Kindern und Jugendlichen ergriffen. Dazu gehören:

  1. Professionalisierung von Fachkräften: Sensibilisierung und Schutz von Kindern und Jugendlichen vor den Gefahren der digitalen Mediennutzung.
  2. Arbeitsgruppen und Fachgremien: Zusammenarbeit verschiedener Akteure zur Ermittlung von Bedarfen und Entwicklung gemeinsamer Lösungsstrategien.
  3. Kinder- und Jugendärztlicher Dienst (KJÄD): Beratung und Erfassung von Untersuchungsdaten im Rahmen der Schuleingangs- und Schulreihenuntersuchungen, inklusive Themen wie Mediennutzungsverhalten und mögliche gesundheitliche Auswirkungen.
     

Programme zur Förderung der Medienkompetenz:

In Jena gibt es spezifische Programme und Initiativen zur Förderung der Medienkompetenz von Kindern, Jugendlichen und deren Eltern:

  1. Netpäd-Initiative Jena: Zusammenschluss von Fachkräften zur Medienbildung und Prävention.
  2. OKJ - Radio Rabatz: Medienbildungsprojekte in Grundschulen.
  3. SiT (Suchtberatung in Thüringen): Elternabende und Beratung zu Medienkompetenz und problematischem Mediengebrauch.
  4. Jugendschutzparcours: Schulungszwecke in Schulen und Jugendeinrichtungen.
  5. App „Meine Zeit ohne“: Motivation zu einem testweisen Verzicht auf Suchtmittel und Smartphonegebrauch.
     

Statistiken zur Mediennutzung:

Seit dem Schuljahr 2014/2015 werden die Angaben zur Mediennutzung von Schülerinnen und Schülern der 8. Klasse, teilweise auch der 4. Klassen, statistisch erfasst und ausgewertet. Dabei gaben ca. 42 % der Schülerinnen und Schüler an, mehr als 4 Stunden täglich mit Bildschirmen zu verbringen, zusätzlich zur schulischen Nutzung. Dies spiegelt sich auch in den Ergebnissen der JIM-Studie 2023 wider, die eine durchschnittliche Online-Zeit von 224 Minuten täglich bei Jugendlichen dokumentiert.
 

Verhaltensauffälligkeiten:

Die Daten des Kinder- und Jugendärztlichen Dienstes zeigen eine kontinuierliche Zunahme von Verhaltensauffälligkeiten in den letzten Jahren. Zum Beispiel:

  • 2014/15: 16,4% (SEU), 7,3 % (4. Klasse) und 6,5 % (8. Klasse)
  • 2022/23: 19,8% (SEU, 10,3 % (4. Klasse) und 15,4 % (8. Klasse)
     

Kommentar von Stefan Beyer, FDP-Fraktion:

“Die Antwort der Stadt Jena zeigt, dass bereits zahlreiche Maßnahmen zur Förderung der Medienkompetenz und zum Schutz der psychischen Gesundheit von Kindern und Jugendlichen ergriffen wurden. Dennoch bleibt viel zu tun. Insbesondere die Etablierung von Programmen zur Aufklärung über die potenziellen Risiken exzessiver Nutzung digitaler Medien, Schulungen für Kinder, Eltern und Lehrpersonal sowie alternative Freizeitaktivitäten müssen weiter ausgebaut werden. Auch die Beratung und therapeutischen Angebote für betroffene Kinder und Jugendliche müssen verstärkt werden. Ich werde mich weiterhin dafür einsetzen, dass diese Themen im Stadtrat vorangetrieben werden, um die Gesundheit und das Wohlbefinden unserer jüngsten Bürger zu schützen.”

Presseartikel
Thüringische Landeszeitung vom 23. Juli 2024